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Die Stadt Celle (1939: 37830 Einwohner) lag im Postleitgebiet "20" und unterstand der Reichspostdirektion (RPD) Hannover.

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Neubeschaffung von Poststellenstempel beim Postamt Celle im Jahre 1944                                                                                                                                           - Ein Beitrag zur Geschichte der Postleitzahl in der RPD Hannover -


Anhand postamtlicher Unterlagen [1] kann die im Jahre 1944, aufgrund der Einführung der Postleitzahl, erfolgte Stempelbeschaffung für Poststellen (II) nach den neuen Normenvorschriften dokumentiert werden.

Nach Einführung der Postleitzahlen im Briefverteildienst zum 15.11.1943[2], wurden die  Postbenutzer ab Ende Dezember 1943/ Anfang Januar 1944[3] [4] [5] aufgerufen, die Postleitzahl im Briefverkehr in der Empfänger- und Absenderangabe mit anzugeben.
Zur schnelleren Bekanntmachung dieser Leitzahlen auch in kleineren Orten, wurde eine generelle Aufnahme der Postleitzahl in den Gummistempeln der Poststellen (II) verfügt.
In der Reichspostdirektion Hannover wurde dies mit Vfg. IV C6 6254-0 vom 1. Juni 1944 an die PÄ weitergegeben. (Abb. 1)

 

Abb. 1: Verfügung der RPD Hannover IV C 6 6254-0 vom 1. Juni 1944 

Die jeweiligen Leitpostämter waren für die zentrale Beschaffung der Gummistempel zuständig; die Ausführung, ob Umarbeitung der Stempel oder Neubeschaffung, wurde an Hand der Brauchbarkeit der vorhandenen Stempel abhängig gemacht. Die Lieferanten waren Stempelfabriken aus der näheren Umgebung.
Der Einfachheit wegen wurden meist die kompletten Stempel in einheitlicher Ausführung, entweder umgearbeitet oder neu, beschafft. Bei Schnellbacher[6] ist die Mehrzahl der Poststellenstempel als Neubeschaffung registriert.
Trotz der eindeutigen Vorgaben sind verschiedene Ausführungsformen der Stempel bekannt[7].

Die Verfügung der RPD Hannover traf am 2.6.1944 beim PA Celle ein. Das PA Celle und einige weitere PÄ wurden angewiesen, in der Meldung auch die weiteren Kapazitäten der Lieferfirma anzugeben.

Es wurde sogleich telefonischer Kontakt mit den Stempelherstellern der Umgebung aufgenommen.
Das PA Celle (XII) meldet am 3.6.44 der Stelle IV C6 (Entwurf) den Stand der Ermittlungen und bittet um Entscheidung:

Nach fernmündlicher Rücksprache mit der Fa. Hermann Ahl, Gravieranstalt, Hildesheim will die Fa. die Anfertigung der erforderlichen Poststellenstempel übernehmen; sie fordert aber einen Herstellungspreis von 2,10 RM. Hier am Ort ist kein Unternehmen vorhanden das Gummistempel anfertigt. Da die Lieferung anderweits nicht unterzubringen ist, wird um eilige Entscheidung gebeten, ob der Preis von 2,10 RM gezahlt werden darf.

Zwischenzeitlich traf das Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 56, vom 6. Juni 1944 mit der Vfg. Nr. 175 ein, welche den derzeitigen Stand der Stempelnormung nach Einführung der Postleitzahlen wiedergibt.

Das PA (Dienststelle IIa) vermerkt mit Datum vom 9.6.44, dass die Stempel bereits von der Hausverwaltung in Auftrag gegeben wurden. (Abb. 2)

Mit diesem Vermerk ist nur die interne Auftragsvergabe gemeint; die Dienststelle XII hat die Beschaffung bereits am 2.6.44 in die Wege geleitet.

 

Abb. 2: Amtsblatt des RPM, Nr. 56 vom 6. Juni 1944, Vfg. Nr. 175 

Am 12.6.44 meldet das PA (XII) der Stelle IV C6 (Entwurf) die weiteren Ermittlungen und bittet nochmals um Entscheidung:

Die Fa. Pleska in Hänigsen stellt keine Gummistempel mehr her. Es bleibt zu entscheiden, ob der Fa. Ahl in Hildesheim der Auftrag erteilt werden kann. Um eilige Entscheidung wird gebeten.

Dieses Schreiben wird jedoch nicht mehr abgesandt, da zwischenzeitlich die Vfg. der RPD Hannover IV C6 vom 12.6.44 eintrifft (Abschrift):

Mit der Lieferung der Gummistempel für PSt (II) ist die Fa. Heinrich Bönecke, Hannover, Eisenstr. 3 zu beauftragen. Der Preis beträgt etwa 1,40 – 1,50 RM.

Diese Verfügung wird am 13.06.44 vom PA Celle an das PA Hildesheim weitergeleitet.

Gemäß der Verfügung gibt das PA (XII) mit Schreiben vom 13.6.44 (Entwurf) die Gummistempel bei der Fa. Heinrich Bönecke in Auftrag. Für jede Poststelle wurde je ein Gummistempel bestellt[8]

Gemäß der Verf. der RPD Hannover vom 12. IV C6 wurde uns Ihre Fa. zur Anfertigung von Gummistempeln aufgegeben. Wir übertragen Ihnen hiermit die Lieferung von 59 Stck. Gummistempeln für Poststellen II.

Die Anfertigung ist nach den beigefügten Richtlinien –Muster Nr. 2- vorzunehmen.

(Leitzahl (20) Adelheidsdorf über Celle)

Nachstehend das Verzeichnis der Poststellen:

Adelheidsdorf, Ahnsbeck, Altenhagen, Altensalzkoth, Bannetze, Bargfeld, Bockelskamp, Bollersen, Bostel, Boye, Bunkenburg, Diesten, Endeholz, Eversen, Feuerschützenbostel, Gockenholz, Grebshorn, Groß-Eicklingen, Groß-Hehlen, Groß-Moor, Habighorst, Hassel, Helmerkamp, Höfer-Ort, Hohnhorst, Hornbostel, Hornshof, Hustedt-A, Hustedt-Jägerei, Hustedt-Ort, Jeversen, Katensen, Klein-Eicklingen, Kragen, Lachtehausen, Luttern, Marwede, Metzingen, Nienhof, Offen, Offensen, Oldau, Oppershausen,  Osterloh, Papenhorst, Pollhöfen, Sandlingen, Scharnhorst, Stedden, Thören, Ummern, Vorwerk, Wachholderhof, Wieckenberg, Wiedenrode, Wietze-A, Wohlenrode-Ort, Wohlenrode-Ziegelei und Wolthausen.

Bei allen Orten muß die Leitbezeichnung gleichmäßig heißen „über Celle“.

Da die Stempel dringend benötigt werden, bitten wir um baldmöglichste Lieferung.

Die im Schreiben erwähnte Anlage (Muster) der Vfg. v. 1. Juni 1944 ist nicht mehr nachweisbar.

Die Gummistempel werden am 8.7.1944 von der Fa. Bönecke geliefert; vom PA geprüft und Stempelabschläge für die Akten angefertigt (Abb. 3, 4, 5). Aufgrund des dünnen Papiers und der dadurch rückseitig durchscheinenden Stempelabschläge lassen sich diese nur bedingt gut wiedergeben.

Das PA (XII) meldet am 10.7.44 der Stelle IV C6 (Entwurf): 

Gemäß obenstehend bezeichneter Vfg. Ist die Umstellung der Gummistempel bei den Poststellen II durchgeführt. 59 Stück sind durch die Fa. Heinrich Bönecke, Hannover zum Einzelpreis von 1,30 RM geliefert worden.

Vermutlich am gleichen Tage wurden die Gummistempel bei den Poststellen ausgetauscht.

Einen frühen Beleg von der Poststelle Oppershausen vom 18.7.1944 (Briefinhalt datiert 17.7.1944) zeigt Abb. 6.

Die Fa. Heinrich Bönecke existiert noch heute unter dem Namen sign point GmbH Bönecke. Lt. Auskunft der Fa. vom 19.03.2003, hat die Fa. sign point GmbH erst im Jahre 1995 den Namen Bönecke mit Kauf der Fa. Bönecke & Schober übernommen. Alte Unterlagen waren nicht vorhanden und sind auch nicht übergeben worden.

Eine kurze Firmengeschichte zeigt Abb. 7.

Vermutlich fertigte diese Fa. einen Großteil der in der RPD Hannover bis Kriegsende verwendeten Poststellenstempel mit Postleitzahl.

  

Abb. 3: Archivabschläge der neuen Poststellenstempel


  

Abb. 4: Archivabschläge (Seite 2)


  

Abb. 5: Archivabschläge (Seite 3)


 

Abb. 6: Früher Bedarfsbrief ab Oppershausen (Stempel nachgezeichnet), Celle 18.7.44


  

Abb. 7: aus: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover 1954, Hannover 1954


[1] Archivunterlagen PA Celle

[2] Anweisung für den Briefverteildienst nach Briefleitgebieten, RPMin I 2140-6 vom 19.10.1943

[3] Verfügung RPMin I 2140-6 vom 29.12.1943 (siehe Borchers Seite 52)

[4] Borchers, Günther: Einführung der Postleitzahl bis zum 8.5.1945, Heft 146 der Poststempelgilde e.V., Soest 1996

[5] Hamann, Dr. Horst: Leitzahlensysteme im Postwesen, Informationsheft des IPF Nr. 41, Berlin 1960

[6] Schnellbacher, Jürgen: Die Postleitgebietszahl vor dem 5.5.45, Berlin 1996

[7] siehe hierzu: Griese Peter: Postleitgebietszahlen 1944 bis 1961 – Tagesstempel, Poststellen II- und Notstempel, Heft 139 der Poststempelgilde e.V., Soest 2001

[8] Bei der letzten einheitlichen Stempelneubeschaffung im Jahre 1933, auf Grund Amtsbl.-Vfg. Nr. 206/1933, Amtsblatt  RPM Nr. 47 vom 26.5.1933, mit der neuen Bezeichnung „Ortsname/ über Leitpostamt“, wurde vom PA Celle für jede der Poststellen zwei Gummistempel beschafft. Einen Stempel mit Rahmen zum Stempeln der Postsendungen und einen rahmenlosen Stempel, vermutlich für den Innendienst oder zur Reserve

(Veröffentlicht im Gildebrief 213 / 2004 der Poststempelgilde e.V.)



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